Forschung
Forschungsproj. "Vom Blick und Feuerflammen der Augen" (Blickwechsel)
Das interdisziplinäre, Wissenschaft und Kunst umfassende Forschungsprojekt dient zur Vorbereitung zweier Ausstellungen und einer Publikation.
Sein Gegenstand ist das in Wissenschaft und Kunst bestehende Wissen über Kommunikation durch Blicke, d.h. über Augenbegegnung, Augenausdruck und kulturelle Konventionen des Blicks.
Sein Ausgangspunkt und seine Motivation ist es, die zentrale Stellung, die dem Auge in unserer Wissenschaftskultur in seiner Funktion als Erkenntnisinstrument eingeräumt wird (theoria = Anschauen, Erkenntnis) durch die Aufmerksamkeit für eine zweite Funktion des Auges zu ergänzen: eine Aufmerksamkeit für die kommunikative Ausdruckskapazität und die soziale Funktion, die dem Blick und Blickwechsel im Alltag innewohnt.
Ziel des Forschungsprojektes ist es,
- das heute in Wissenschaft und Kunst bestehende Wissen über Blickkommunikation zusammenzuführen und miteinander zu verknüpfen,
- darzustellen, wie die Kapazität des Auges als kommunikatives Ausdrucksorgan insbesondere in einer Komplementarität von wissenschaftlicher und künstlerischer Forschung zum Ausdruck kommt,
- dabei das Ausdrucksspektrum und die Performativität von Blicken deutlich werden zu lassen, und diese als Mikroebene des Gesellschaftlichen in ihrer kulturellen Varianz aufzuzeigen,
- in seiner methodischen Anlage die spezifischen Fähigkeiten künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeitens zusammenzuführen und zum Tragen zu bringen.
Seine Forschungsanlage beruht auf dem Einbezug eines bestehenden Netzes von FachspezialistInnen aus Wissenschaft und Kunst und ihrer Kooperation, u.a. im Rahmen von zwei Workshops und einem Symposium.
Partner des Forschungsprojektes sind bisher
- die Stiftung Science et Cité, die zwischen Forschung und Öffentlichkeit vermittelt, und
- die Shedhalle Zürich sowie
- die Kunsthalle Wien als Ausstellungsinstitutionen.
Das Forschungsprojekt ist institutionell am Institut für Gegenwartskünste der Zürcher Hochschule der Künste angesiedelt. Von dort aus wurde zusammen mit dem Institutsleiter, Prof. Christoph Schenker, im Sept. 2007 ein Förderungsgesuch beim Schweizer Nationalfonds gestellt (Projekttitel: „Blickwechsel“, Projektsumme 200'000 CHF, Entscheid März 2008).
Arbeitsbeginn für das Forschungsprojekt ist Herbst 2007.
Forschungsproj. "Vermögen der Kunst" -> PDF (84k)
Künstlerische Projekte zur Vermittlung in gesellschaftlichen Konfliktsituationen
Themenstellung und Zielsetzung:
? Weshalb sollen künstlerische Arbeiten Instrumente interkultureller Vermittlung sein (können)?
? Inwiefern unterscheiden sich Ergebnisse ästhetischer Produktion diesbezüglich z.B. von technischen Produkten oder logischen Algorithmen?
? Wie sind jüngste Versuche einer „Kulturaussenpolitik“ – etwa die Überlegungen des Deutschen Instituts für Auslandsbeziehungen zur „Auswärtigen Kulturpolitik“ oder die Initiativen des EDA zu Schweizer Film und Aussenpolitik  - einzuschätzen?
? Welche Erfahrungen haben aussenpolitisch Tätige mit dem Vermittlungspotential von Kunst? Wie stellt es sich für Kunstschaffende selbst dar?
? Wie lokal spezifisch, wie kritisch, wie enigmatisch... darf ein Kunstwerk sein, das eine Kultur einer anderen gegenüber vertreten soll?
? Kann in aussenpolitischem Auftrag Kunst entstehen oder können es nur schon fertiggestellte Kunstwerke sein, in denen ein kulturvermittelndes Potential entdeckt wird?
? ...
Mit der Befragung der spezifischen Eignung von Kunst und Kultur für interkulturelle Vermittlung versucht das Projekt den Diskurs der ästhetischen Theorie mit Stimmen von Kunstschaffenden und Stimmen kulturpolitisch Tätiger zusammenzubringen. Dabei liefern sowohl bestehende Beispiele Schweizer Kunst (z.B. gegenwärtiger Kunstauftritt der Schweiz in Japan) wie auch geplante Vermittlungsprojekte (z.B. Projekte der DEZA) die konkreten Referenzpunkte für ein gemeinsames Gespräch.
1. Schritt
Zu einem 2 1/2 tägigen Symposium (unterstützt von Pro Helvetia und DEZA) wurden im August 2006 ExpertInnen aus den Gebieten ästhetische Theorie, Kunst und Kulturpolitik/Kulturförderung eingeladen. Ein von den Veranstaltern erstelltes Themen- und Thesenpapier liefert die gemeinsame Gesprächsgrundlage.
Zusammenfassung der Ergebnisse des Symposiums:
Symposium "art as mediation"
Renens/Lausanne 23.- 26.8.2006
Auch in der Schweiz, bei DEZA und Pro Helvetia, bei deren gemeinsamem Swiss Cultural Programme oder bei NGO-Projekten setzt man, wenn es um interkulturelle Vermittlung oder Konfliktbewältigung geht, in letzter Zeit vermehrt auf Kunst: Man fördert bestimmte künstlerische Aktionen, weil man meint, diese seien speziell dazu in der Lage zwischen Menschen verschiedener Kulturen zu vermitteln und Brücken zu bauen, über die dann andere Begegnungen, neue Kooperationen möglich wären.

Thema des diesen Sommer in Renens veranstalteten Symposiums war es nun, genauer nach dem Vermögen zur Mediation zu fragen, das der Kunst hier zugeschrieben wird. Worin soll es bestehen, wie soll es sich begründen, welche Bedingungen müssen bestehen, damit es sich entfalten kann?

Zur Behandlung dieser Fragen wurde ein Format gewählt, das anstelle fertiger, öffentlicher Präsentationen eher ein gemeinsames Nachdenken und Erproben in kleinem, international zusammengesetzten Kreis ermöglichte. Um aus vielen Erfahrungen und Perspektiven zu schöpfen wurden sowohl Verantwortliche von interkulturellen Kunstprojekten, wie PhilosophInnen und auch KünstlerInnen eingeladen: Bujar Luma, der in Tetovo mit „Loja“ und „small doors“ in zwei Kulturinitiativen Begegnungsmöglichkeiten zwischen albanischen und mazedonischen Jugendlichen herstellt; Radost Nicolaeva, die in Bulgarien mit der Kulturorganisation „Krug“ neue Beziehungen zur türkischen Minderheitenbevölkerung im Lande knüpft; Mattei Bejenaru, der als Künstler in der Rumänischen Stadt Iasi ein Quartierkulturprojekt betreibt; die zu Fragen von Kunst und Ästhetik arbeitende Basler Philosophin Gabrielle Hiltmann, der aus Nigeria stammende, Schweizer Komponist Charles Uzor, der an Kulturvermittlungsprojekten in Ägypten teilgenommen hat; die Basler Autorin Birgit Kempker, die Erfahrungen aus inter-kulturellen Schreibprojekt einbringen konnte; sowie die beiden Wiener Bildenden Künstler Julius Deutschbauer und Gerhard Spring, die eine Performance zu „Kunst als Medium“ aufführten. (Die Teilnahme der Beiruter Theaterdirektorin und Kunstvermittlerin Hanane Hajj – Ali wurde durch den Krieg im Libanon verunmöglicht.)

Zentrale Themen, die im Symposium herausgearbeitet wurden, betrafen die Schwierigkeit für KünstlerInnen (insbesondere in politischen Konfliktsituationen) eine Distanz zwischen Kultur und Kunst aufrechtzuerhalten; das Spannungsverhältnis zwischen einer für Kunst nötigen Ergebnisoffenheit einerseits und der Zielgerichtetheit interkultureller Vermittlungsprogramme andererseits; oder die lokale Legitimation, aber auch strategisch zu bewältigenden Auflagen, die sich für interkulturelle Kunst-Vermittlungsprojekte ergeben, wenn ausländische Stiftungen als Geldgeber fungieren. Es wurden Kriterien erarbeitet, die erstens KünstlerInnen, zweitens Kulturvermittlungsprojekte, und drittens international tätige Kulturstiftungen berücksichtigen sollten, soll Kunst zwischen Menschen verschiedener Kulturen vermitteln.

Die gesamten Ergebnisse der Gespräche werden einerseits in einer künstlerischen Arbeit von Julius Deutschbauer und Gerhard Spring veröffentlicht, andererseits in spezifischen Zeitschriftentexten und Vorträgen. Sie fliessen in die Veranstaltung mit ein, in der die Pro Helvetia im Herbst dieses Jahres in Renens ihr Programm swixx beendet.

Das Symposium wurde von der Gemeinde Renens, eine Schweizer Gemeinde, in der 53 % der BürgerInnen Ausländer sind und fast 200 verschiedene Sprachen gesprochen werden, in sehr unmittelbarer Weise und durch vielfältige Begegnungsmöglichkeiten unterstützt.

Forschungsproj. "Wissenschaft als Erfahrungswissen"-> PDF (28k)
Ein Forschungsprojekt von Dagmar Reichert gemeinsam mit Patricia Fry, Claudia Heid und Ursina Steinemann

finanziert vom Schweizerischen Nationalfonds und vom
Geographischen Institut der ETH Zürich,

bearbeitet Jan. 1994 - Dez. 1996

Thema:
Diese Arbeit ist ein Versuch, eine erweiterte Vorstellung von Wissen zu entwickeln, aus der sozial- und umweltverantwortliches Handeln hervorgehen kann. Sie ist aus einem Unbehagen mit dem gängigen Wissenskonzept einer Wissenschaft entstanden, die die Welt in unzusammenhängende Teilgebiete zergliedert und dabei Lebensprozesse aus den Augen verliert. Die Studie zielt darauf ab, einerseits auch andere und alltägliche Erfahrungen als relevantes  Wissen anzuerkennen, und andererseits Wissenschaft als eine Form von Praxis zu begreifen. Damit soll eine verbesserte Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft, Behörden und entsprechenden Berufsgruppen ermöglicht werden.

Die Arbeit beinhaltet Fallstudien aus den Bereichen Naturschutz, Boden-schutz und ökologische Landwirtschaft und stellt grundsätzliche Überlegungen zu Forschung und Wissenskonzepten an. Michael Polanyis Konzept des Erfahrungswissens liefert ihr dafür wertvolle Anhaltspunkte.

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden als Buch publiziert:

Dagmar Reichert, Patricia Fry, Claudia Heid und Ursina Steinemann (2000): Wissenschaft als Erfahrungswissen, Deutscher Universitätsverlag, Wiesbaden.

Inhaltsverzeichnis:
Forschungsproj. "Umwelt zur Sprache bringen"-> PDF (180k)
Forschungsprojekt über umweltverantwortliches Handeln
Ein Forschungsprojekt von Dagmar Reichert (Projektleitung) und Wolfgang Zierhofer (unter Mitarbeit von Huib Ernste)

finanziert vom Bundesamt für Umwelt (BUWAL), Bern und der ETH Zürich, bearbeitet 1990 - 1993

Die Ergebnisse der Forschungsarbeit wurden als Buch publiziert:

Reichert, D. und W. Zierhofer (1993): Umwelt zur Sprache bringen. Westdeutscher Verlag, Opladen.

Inhaltsverzeichnis:

Forschungsbereich Raumkonzepte
Raumkonzepte - räumliches Denken
In unserem Denken ordnen wir die Dinge nach ihrer Lage zueinander, d.h. wir stellen sie in eine räumliche Ordnung. Welche unsichtbare Raumvorstellung liegt dieser Ordnung der Gedanken zugrunde? Welche Vorstellung von Gegenstand und Ausdehnung? Ist die Form, in der wir Immaterielles denken die gleiche wie die, in der wir über Materielles denken, ist die Form, in der wir über Lebendes denken die gleiche, wie die für Totes?

Heute werden in der Wissenschaft und in der Kunst mehrere verschiedene Raumkonzepte verwendet. Welches davon liegt unserem Denken zugrunde, beziehungsweise einem Denken, das wir gegenwärtig als vernünftig bezeichnen? Welches Verständnis von Form? Wie ordnen wir die Dinge in unserem Denken? Das ist die leitende Frage dieses Forschungsbereichs.

Es geht ihm um ein wesentlich grundsätzlicheres Verständnis von „Raum“ als in seiner Bedeutung zur Bezeichnung eines Ausschnitts von materiellem Erdboden oder eines Gevierts mit Boden, Wand und Decke. Vielmehr befasst es sich mit dem dahinter stehenden Ordnen von Gedanken und damit, ob die gewohnten Weisen des Ordnens und Orientierens ausreichen. Der Titel “räumliches Denken“ soll besagen, daß dabei die Formen des Denkens zur Diskussion stehen, nicht bloß seine Inhalte.

Zu diesem Thema gab ich 1996 ein erstes Buch heraus, ein Sammelband, der aus einer von mir organisierten Vortragsreihe an der ETH und Uni Zürich hervorging.

Reichert, Dagmar (1996): Räumliches Denken. Verlag der Fachvereine, Zürich.

Inhaltsverzeichnis:
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